Auszug aus dem Schwarzwälder Bote vom 04. 06. 2007:
Junger Generation Brauchtum vermitteln
St. Georgen. Mit einem Festakt beging der Trachtenverein sein 100-jähriges Jubiläum in der Stadthalle. Das große Fest folgt noch. Vom 15. bis 18. Juni ist vier Tage lang auf dem Roßberg einiges geboten. Das große Gautrachtentreffen lockt dann in die Innenstadt.
Viel für die Pflege von Sitte und Brauchtum habe der Verein in 100 Jahren geleistet, erläuterte der Vorsitzende Bernhard Borho bei dem Festbankett in der Stadthalle. Ehrenamtliches Engagement werde hier von Jung und Alt erfüllt. Stolz ist er auf die aktive Jugendgruppe.
Thomas Schwertel erinnerte an die erste Erwähnung der Tracht im Jahr 1795 und daran, dass ein an Luise von Baden überreichter Schäppel vermutlich die Ursache für die Vereinsgründung war. Bereits 1905 wurde das erste von Rudolf Wintermantel verfasste Theaterstück aufgeführt und schon damals war das Interesse groß. Einladungen kamen sogar aus dem Ausland. Auch in den dreißiger Jahren ergötzten sich die Zuschauer Schwertel zufolge am urwüchsigen "Wälder Humor".
Als Höhepunkte der Vereinsgeschichte nannte er unter anderem die Mitwirkung beim Pfälzer Alemannentag im Jahr 1922, den ersten Auftritt beim Oktoberfest 1958 und die Schwarzwälder Heimatwoche in St. Georgen im August 1964. Die weiteste Reise führte im September 2000 nach Amerika.
Eine "exzellente Botschafterfunktion bei weltweiten Festlichkeiten" attestierte Joachim Gwinner als Stellvertreter von Landrat Karl Heim dem Verein. Er überreichte die Wappenscheibe des Schwarzwald-Baar-Kreises als Gastgeschenk.
Eine Institution, die in der Stadt und weit darüber hinaus Ansehen genießt, nannte Bürgermeister Wolfgang Schergel den Verein und lobte Idealismus, Einsatzfreude und Sachkenntnis der Mitglieder. "Sie beschenken damit andere Menschen sehr", so Schergel. Gerade in einer Zeit des Umbruchs sei es immer wichtiger, sich auf regionale Bräuche zu besinnen. "Der Weg in die Zukunft führt über das Bekenntnis zur eigenen Tradition".
Laut Landtagsabgeordnetem Karl Rombach gelang es dem Verein, Tradition mit Modernem zu verbinden. "Tun Sie alles, um der nachfolgenden Generation das Brauchtum zu vermitteln", bat Rombach. "In St. Georgen wird Brauchtum und Sitte gelebt" so Gunter Dlabal, Vizepräsident des deutschen Trachtenverbandes. Von "Geschichtsunterricht, der Spaß macht" sprach Gottfried Rohrer, der Vorsitzende des Landesverbands der Heimat- und Trachtenverbände Baden-Württemberg. Weitere Grußworte kamen vom Freundeskreis für Behinderte, den Landfrauen und der Landjugend sowie vom Schwarzwaldverein. Die Trachtengruppe Hardt überreichte eine Vereinsfahne als Gastgeschenk.
"Der Schwarzwald wäre ohne seine Trachten wesentlich ärmer" meinte Sven Gnirss, der in seinen Grußworten das "biblische Alter" des Vereins hervorhob. Der Vorsitzende des Trachtengaus Schwarzwald zeichnete drei verdiente Vereinsmitglieder mit der Gau-Ehrennadel in Silber aus. Marion Borho wurde als Gründungsmitglied der Stubenmusik für 25-jährige Mitgliedschaft im Verein geehrt, ebenso wie Maria Wintermantel, die unter anderem als Trachtennäherin aktiv ist. Kurt Wintermantel, der bereits als erster und zweiter Vorsitzender tätig war, bekam die Auszeichnung für 50-jährige Vereinszugehörigkeit. Er erhielt außerdem als höchste Auszeichnung des Gaus die goldene Heinrich-Hansjakob-Medaille. Für Erheiterung sorgte Wintermantels Äußerung, dass es sich dabei eigentlich um einen "Faulenzer-Orden" handele, denn in der Zeit, in der man für den Verein tätig sei, könne man Zuhause nichts schaffen. Wenn daheim keine Frau sei die mitmacht, wäre so etwas gar nicht möglich, meinte er und bedankte sich bei seiner Herzensdame dafür mit einem "recht dicken Kuss".
"Faulenzen Sie ruhig noch eine Weile so weiter", meinte Bundestagsabgeordneter Sigfried Kauder in Anspielung auf Wintermantels Bemerkung. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Musikverein Unterkirnach mit bekannten Melodien aus dem Schwarzwald sowie die Stubenmusik. Die Glockenspielgruppe entführte die Besucher mit "Schwarzwaldmädel" in die Welt der Operette. Weitere Glanzpunkte setzten die Tanzgruppe des Trachtenvereins und die Trachtengruppe Böffingen mit mehreren Tänzen. Den Abschluss des gelungenen Festakts bildete ein Theaterstück, welches bereits im Jahr 1911 erstmals zur Aufführung gekommen war.
Text: Schwarzwälder Bote; Bilder: Martin Grießhaber, Gerhild Grießhaber, Hermann Müller
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