Im thüringischen Städtchen Altenburg trafen sich 81 Trachtenvereine mit mehr als 2000 Trachtenträgern aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland zum Deutschen Trachtenfest, das in Verbindung mit dem 9. Thüringer Trachtenfest gefeiert wurde. Von Nordfriesland bis Tirol, von Lettland bis zur Schweiz kamen Trachtenträger nach Thüringen. Der Trachtenverein St. Georgen war als einziger Vertreter aus dem Schwarzwald nach Altenburg gereist.
Am Samstag gab es ein buntes Stelldichein der Trachtler in der Innenstadt. Auf vier Bühnen stellten die Vereine ihr Brauchtum vor. Die Bergstädter hatten einen viel beachteten Auftritt auf dem Tanzboden am Nikolaikirchhof. Das abwechslungsreiche Programm der Tanz- und Glockengruppe kam beim Publikum sehr gut an. Es bedankte sich bei den Schwarzwäldern mit einem „Riesen Applaus“.
Höhepunkt des Deutschen Trachtenfestes war ein prächtiger Festumzug, der von der Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen Christine Lieberknecht angeführt wurde. Nach offiziellen Schätzungen kamen 50000 Zuschauer zum Trachtentreffen. Sie standen dicht gedrängt an der Umzugsstrecke und spendeten allen Gruppen reichlich Beifall. Vor dem Umzug konnte Vorstand Bernhard Borho der Ministerpräsidentin sowie dem Bürgermeister von Altenburg, Michael Wolf, und dem Vorsitzenden des Deutschen Trachtenverbandes, Knut Kreuch die Tracht aus St. Georgen vorstellen. Beide waren von Größe und Gewicht der Schäppel sehr beeindruckt.
Die Altenburger waren sehr freundliche Gastgeber. Bereitwillig erklärten sie, dass „Kräppelchen“ eine Süßspeise ist und dass beim „Mutzenbraten“ das Schweinefleisch zwei Stunden lang über einem offenen Birkenfeuer gegrillt wird. Die Frage „Gefällt es Ihnen bei uns?“ war genau so oft zu hören, wie die Frage nach den roten und schwarzen „Bommeln“ auf den Hüten. Mit Bommeln waren die Wollrosen der Rosenhüte aus St. Georgen gemeint. So konnten Gäste und Gastgeber vieles voneinander lernen und die Bergstädter mit der eher fremdartigen Tracht waren in Altenburg wieder einmal ein sehr beliebtes Fotomotiv. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Brauchtumspflege und Heimatverbundenheit, die im SED-Regime über Jahrzehnte hinweg eher unterdrückt wurde, in der Bevölkerung einen noch höheren Stellenwert besitzt als bei uns im Schwarzwald.
Die Stadt Altenburg mit ihren 32000 Einwohnern ist bekannt für seine Spielkarten. Zum deutschen Trachtenfest wurde eine eigene Serie Skatkarten mit Trachtenmotiven aufgelegt. Schloss Altenburg zeugt von der über 1000 jährigen Stadtgeschichte. Es war von 1831 bis 1918 Sitz der Herzöge von Sachsen Altenburg. An diese Zeit erinnern viele repräsentative Villen und Verwaltungsgebäude, von denen die meisten in den letzten Jahren liebevoll renoviert wurden. Die Zeit war viel zu kurz, das Städtchen und die sympathischen Menschen wirklich kennen zu lernen. Die Trachtler aus St. Georgen waren sich aber einig: Die lange Fahrt nach Thüringen hat sich gelohnt.
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