Aus: Südkurier, Ausgabe 18. 03. 2002 von Roland Sprich
Da hat sich selbst der Herr Pfarrer geirrt
Bauerntheater des Trachtenvereins begeisterte viele Besucher - Neue Gesichter in der Kulisse
Brauchtumspflege ist ein wesentlicher Bestandteil des Trachtenvereins, der sich durchaus als moderner Verein präsentiert. Zur Brauchtumspflege gehört auch die Aufführung des Bauerntheaters, seit vielen Jahren fester Bestandteil im Vereinsleben des Trachtenvereins. Ein Stück Brauchtumspflege gab es am Samstag in der Stadthalle.
In welche Bredouille man kommen kann, wenn man als Bürgermeister nur in Unterhosen bekleidet in einer fremden Wohnstube und auch noch mit einer ebenso spärlich bekleideten fremden Frau ausgerechnet vom Pfarrer überrascht wird, erfuhren die Besucher in dem Lustspiel ,,Da hat sich selbst der Pfarrer geirrt".
Dabei hatte alles einen soliden Hintergrund, den zu erklären sich die Ertappten allerdings zunächst schwer taten. Doch der Reihe nach: Der Bauer Thomas Feichtinger (Lothar Jäckle) soll zum Ehrenbürger ernannt werden. Der Bürgermeister des Dorfes (Bernhard Borho) nutzt die Abwesenheit des Bauers, um sich bei dessen Frau (Ursula Jäckle) Informationen über den Lebenslauf des Bauers für seine feierliche Rede einzuholen. Als die Magd (Verena Haas) die Bäuerin ruft, um bei der Geburt eines Kalbes mitzuhelfen, zögert auch der Bürgermeister, ein Mann der Taten, nicht und packt mit an.
Allerdings beschmutzen sich Bäuerin und Bürgermeister bei dieser Arbeit derart, dass sich anschließend beide in der Wohnstube umziehen. Just in dem Augenblick, als beide in Unterwäsche da stehen, platzt der Pfarrer (Erwin Beha) ins Zimmer, der sich sofort seinen Reim auf die scheinbar eindeutige Situation macht. Kurze Zeit später kommt auch der Bauer selbst nach Hause und denkt das Schlimmste von seiner Frau. Alle Versuche, die Situation zu schildern, schlagen zunächst fehl. Erst nach vielerlei Unterstellungen und Verwechslungen kann die Situation klargestellt werden.
Eigentlich hätte es an dieser Stelle ein Happy End geben können, hätte nicht die neugierige Magd eine an den Bauern adressierte Postkarte gefunden, auf der die Ankunft eines Säuglings angekündigt wird. Sofort beginnen die Gerüchte und Verdächtigungen erneut zu brodeln. Der Bauer, dieses Mal in der Rolle des Angeklagten, schert sich jedoch nicht darum und macht sich einen Spaß daraus, seiner Frau beim Besorgen von Babywäsche zuzusehen. Erst als sich heraus stellt, dass der vermeintliche Säugling ein junges Mädchen mit diesem Namen ist, das ihr landwirtschaftliches Praktikum auf dem Hof absolvieren soll, herrscht wirklich wieder Friede unter dem Dach und steht der zeitweise gefährdeten Ehrenbürgerschaft nichts mehr im Wege.
Gewürzt wurde die Komödie in drei Akten durch die Dialoge der Darsteller. Eine nicht unwesentliche Rolle kam dabei der Magd (Verena Haas) zu, die mit ihrem derben Dialekt und ihrem burschikosen Auftreten einen Hauptteil des Abends bestritt und nicht viel von des Bürgermeisters vermeintlichem ,,Ausrutscher" hielt und seine Hose, die sie zu waschen und zu bügeln hatte, verachtend als ,,Sündentempel mit zwei Haxen" bezeichnete. Zur Erheiterung beigetragen haben auch die beiden Knechte (Benjamin Haas und Fritz Lauble), die sich heftige Wortgefechte mit der Magd lieferten (,,Frauen können anziehen was sie wollen, ihnen steht nichts" - ,,Ja und Männer können ausziehen was sie wollen, da ist es genau so).
Neben den routinierten Darstellern der Laienspielgruppe wie Lothar Jäckle, Bernhard Borho und Ursula Jäckle, hatten dieses Mal auch einige neue Gesichter ihre Premiere in der Kulisse des Bauerntheaters, so etwa Verena Jäckle als ,,Säugling" und Ramona Weisser, die die Tochter des Bauernpaares spielte.
Zur Unterhaltung in den Pausen und am Ende des Theaterabends spielte der Trachtenmusikverein Langenschiltach. Roland Sprich
Text: Roland Sprich, Bilder Trachtenverein
Weitere Bilder aus "Da hat sich selbst der Herr Pfarrer geirrt" finden Sie in der Bildergalerie
|
|
Die Theatergruppe im Jahr 2002:
Die Personen und ihre Darsteller:
theater_2002.htm: Zuletzt geändert: 29-10-2009 Trachtenverein St. Georgen
|